Protokollführung

Jede Zweiergruppe führt ein eigenes Messprotokoll. Davon abweichende Regelungen werden in der Vorbesprechung bekannt gegeben. Hierfür sind DIN A4 Hefte zu verwenden. Empfehlenswert ist kariertes Papier, dann können Tabellen, optische Strahlengänge, elektrische Schaltungen, Skizzen und solche Kurven, bei denen es nicht auf hohe Genauigkeit ankommt, leichter eingetragen werden. Je nach Stärke der Hefte werden im Laufe des Praktikums u.U. viele Hefte benötigt. Mindestens benötigen Sie zu jedem Zeitpunkt zwei, wobei i.d.R. ein Heft vom Assistenten nach Fertigstellung eines Protokolls zur Durchsicht und zum Testat mitgenommen wird, während im anderen der nächste Versuch zu Hause vorbereitet werden kann.

Auch, wenn in einer Gruppe eine ungerade Anzahl von Studierenden anwesend sind, werden grundsätzlich keine Dreiergruppen gebildet. Eine(r) muss die Messungen allein machen und auch das Protokoll allein anfertigen; das ist kein echtes Handicap. In Gruppen mit Sonderfällen, in denen die Zahl der anwesenden Studierenden ab und zu wechselt, werden wir uns bemühen, zu veranlassen, dass nicht jedesmal die gleiche Person betroffen ist.

Die Auswertung eines Versuchs sollte von der jeweiligen Zweiergruppe gemeinsam durchgeführt und die Protokolle dem Assistenten zur Durchsicht übergeben werden. Die Assistenten sehen die Hefte durch und erteilen das Haupttestat nach erfolgreichem Abschluss beiden Teilnehmern zunächst im Heft und, nach Vorliegen eines zweiten Protokoll-Exemplars (Kopie) auch auf ihrer Testatkarte.

Soweit erforderlich wird Millimeterpapier im Physiklabor zur Verfügung gestellt, darauf gezeichnete Grafiken sind einzukleben. Auch mit Hilfe von Computerprogrammen entstandene Tabellen und Grafiken sind in das Heft einzukleben.

Das Protokoll hat nur dann einen Sinn, wenn aus ihm der Versuchsablauf in groben Zügen rekonstruiert werden kann (ohne dass dazu die Versuchsanleitung zu Rate gezogen werden muss). Deswegen gehören mindestens hinein:

  1. Titel des Versuchs, Datum der Versuchsdurchführung
  2. Kurze Beschreibung des Versuchs (Aufgabenstellung, Versuchsanordnung, kurze Erläuterung des Messverfahrens, wichtige physikalische Zusammenhänge, benötigte Formeln, vorgegebene Größen, Erklärung der verwendeten Variablennamen, nicht dagegen die gesamte Grundlagentheorie zum jeweiligen Thema)
    (Bis hierhin sollte alles im Rahmen der Vorbereitung eingetragen werden.)
  3. Messdaten, inklusive Angaben über die Messgenauigkeiten, wichtige Parameter
  4. Auswertung mit Fehleranalyse, erforderliche ergänzende Tabellen und Grafiken
  5. Zusammenfassung und Diskussion der Endergebnisse (mit verbindendem Text), Schlussfolgerungen - Benutzen Sie die deutsche Sprache!

Ausführlichere Hinweise zum Inhalt der Protokolle sind im allgemeinen Teil der Versuchsanleitungen angegeben. Als Muster kann außerdem die Anleitung des Einführungsversuchs dienen

Das wichtigste Kritium, neben der Vollständigkeit und einer korrektenAuswertung, ist die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit eines Protokolls. Die Datenauswertung muss nachvollziehbar sein (ohne dass jeder Rechenschritt im Detail hingeschrieben wird). Die Diskussion am Ende beinhaltet die Bewertung der Ergebisse. Zur Beschreibung des Versuchs genügt es, neben einer kurzen Beschreibung von Aufbau und Verfahren, die explizit für den Versuch notwendigen physikalischen Grundlagen anzugeben. Eine umfassende Theorie der Lichtbrechung gehört dort genau so wenig hinein wie die Graundlagen elektrischer Leitfähigkeit -- auch wenn wir dieses Wissen zur Vorbereitung voraussetzen und abfragen.

Protokolle sind individuelle Dokumente. Praktisch in keinem Experiment kommt man umhin, bei unerwarteten oder zweifelhaften Ergebnissen die Konsistenz mit den Originaldaten zu überprüfen. Diese müssen daher sorgfältig dokumentiert und jederzeit auffindbar und lesbar sein, somit ist eine adäquate Form unerlässlich. Es ist unsinnig und unverantwortlich, die Messdaten erst auf einen Schmierzettel zu schreiben und sie dann nochmals in das Protokollheft abzuschreiben. Genauso unverantwortlich ist es, die Messdaten gleich in einen Computer (Notebook o.ä.) einzutippen. (Das hat nichts damit zu tun, dass bei einzelnen Versuchen Computer das Messen übernehmen und die Originaldaten erst in Form eines Computerausdrucks zur Verfügung stehen. Auch in diesen Fällen sind im übrigen alle Parameter, Dateinamen etc. handschriftlich im Protokoll zu vermerken und die Computerausdrucke einzukleben.) Ein Versuchsprotokoll ist immer eine Originalschrift auf Papier - in einer der Bedeutung des Dokuments entsprechenden Form. Auf Zettel gehören höchstens unwichtige Zwischenrechnungen oder Vorversuche, deren Werte in keiner Weise in die endgültige Messung eingehen. Grundsätzlich werden auf lose Blätter geschriebene Protokolle nicht testiert.

Das Protokoll wird mit Tinte oder Kugelschreiber, nicht mit Bleistift geschrieben (Ausnahme: Grafiken). Eintragungen mit Bleistift haben eine Tendenz zu nachträglicher, nicht mehr nachvollziehbarer Veränderung. Nicht selten werden richtige Daten nachträglich aufgrund falscher voreiliger Schlüsse "korrigiert'', wodurch die Daten dann nicht nur wirklich falsch, sondern die ursprünglichen Daten auch unwiederbringlich verloren sind (was i.d.R. eine Wiederholung des Versuchs nötig macht). Das ist zudem extrem unseriös und hat mit wissenschaftlich verantwortlicher Arbeit nichts zu tun. Mit Bleistift geschriebene Protokolle werden daher ebenfalls nicht testiert. Hat man einen Fehler gemacht, so streicht man durch und verbessert, das braucht keineswegs unordentlich auszusehen; im übrigen ist ein Protokoll kein Schönschreibheft. Gegebenenfalls streicht man auch mal eine ganze Tabelle durch und wiederholt sie. Keinen Tintenkiller benutzen und keine Seiten herausreißen! Andererseits: Ein Protokoll sollte weder verschmiert noch unleserlich sein. Eine zuverlässige naturwissenschaftliche Datenerhebung verlangt nicht nur sorgfältiges Hantieren und Ablesen, sondern auch ein Mindestmaß an Disziplin beim Protokollieren.

Und noch ein Hinweis: Protokolle sind handschriftlich zu verfassen. Ausnahmen sind nur Computerausdrucke, die von Messprogrammen im Praktikum erstellt wurden oder einzelne Tabellen und Grafiken, die im Rahmen einer Auswertung der Daten mit einem Computerprogramm erstellt werden. Ein Versuchsprotokoll ist jedoch niemals ein Word-, WordPerfect-, AmiPro-, OpenOffice- o.ä. Dokument! Dieser Schritt erfolgt auch in der Praxis erst nach Abschluss aller Auswertungsschritte in Form einer wissenschaftlichen Veröffentlichung.


Letzte Aktualisierung: 08. 05. 2013  W.Kamke